Klostergarten Maria Schmolln

 

Komm herein und nimm dir Zeit

In der kleinen Innviertler Gemeinde Maria Schmolln liegt mitten im Zentrum eine wunderschöne Oase der Artenvielfalt und Stille. Direkt beim ehemaligen Franziskanerkloster lädt der mehr als hundert Jahre alte Klostergarten seine Besucher zum Innehalten, Auftanken und Verweilen ein. Mit viel ehrenamtlichem Engagement kümmert sich der „Verein zur Erhaltung und Förderung des Klostergartens Maria Schmolln“ um den Garten, der für die Öffentlichkeit kostenlos zugänglich ist.

Der Ort und seine Geschichte

Der Ursprung von Maria Schmolln geht laut Überlieferung auf ein wundertätiges Marienbild zurück, das ein Bauer zum Gedenken an seinen verschollenen Sohn 1735 an einem Baum befestigte. An dieser Stelle errichteten fromme Bewohner der Umgebung 1784 eine einfache Kapelle, bis in den Jahren 1860 – 1863 die Bevölkerung am selben Ort eine Kirche errichtete. Im Jahr 1864 übernahmen die Franziskaner die Seelsorge von Maria Schmolln und bauten auch die Wallfahrt auf. Ein wesentlicher Beitrag dafür, dass der Ort sich weiterentwickeln konnte. Auch heutzutage kommen noch viele Pilger aus der näheren und ferneren Umgebung einmal jährlich „in die Schmolln“ zum Wallfahren. Der Name „Maria Schmolln“ bedeutet übrigens so viel wie „Kapelle/Kirche der hl. Maria am schmalen („schmolln“) Bergrücken“. Auch im Klostergarten ist die Gottesmutter präsent. Die Besucher finden hier eine eigene Station des Marienwanderwegs, welche mit speziellen Marienpflanzen gestaltet ist. Und wer länger im Ort bleiben will, hat von den Pilgerzimmern im Kloster einen herrlichen Blick in den Garten.

Die Anfänge des Klostergartens

Um 1900 begannen die Franziskaner den Klostergarten anzulegen. Wie auch in anderen Klostergärten diente er den Ordensbrüdern zur Selbstversorgung mit Obst, Gemüse und Arzneimittelpflanzen. Sogar einen eigenen Gärtnerpater gab es hier zur damaligen Zeit. Die Bevölkerung profitierte ebenfalls vom Klostergarten und konnte noch bis in die 70er Jahre die verschiedensten Pflanzen und Blumen kaufen. Gegen Ende des letzten Jahrhunderts ist der 2.500 m² große Klostergarten jedoch immer weniger bewirtschaftet worden und letztendlich vollkommen brach gelegen. Zu groß war der Aufwand für die verbliebenen Patres. Zur Blütezeit lebten in Maria Schmolln bis zu 20 Franziskaner, doch die Zahl der Ordensbrüder hat über die letzten Jahrzehnte stetig abgenommen, bis 2019 der letzte Franziskaner von Maria Schmolln nach Salzburg gezogen ist.

Eine grüne Oase mitten im Ort

Im Jahr 2000 entstand in der Gemeinde die Idee, die Franziskaner zu unterstützen und den brachliegenden Klostergarten zu revitalisieren. Vor allem Maria Bauchinger, Monika Sattlecker und Christa Grubmüller haben viel Pionierarbeit geleistet. Die Gründung vom „Verein zur Förderung und Erhaltung des Klostergartens Maria Schmolln“ erfolgte 2003, doch bereits die Jahre zuvor haben die drei Frauen mit den ersten Arbeiten begonnen und den vorderen Bereich des Gartens wieder bewirtschaftet. Im Rahmen des Agenda 21-Prozesses (einem internationalen Nachhaltigkeitsprogramm) legte der Verein mit seinen damals 16 Mitgliedern zahlreiche Beete an, errichteten einen Verkaufspavillon und gestalteten neue Gartenbereiche. Viele ehrenamtliche Arbeitsstunden später ist aus dem einst verwilderten Areal wieder ein wunderschönes grünen Paradies geworden, das seit der feierlichen Eröffnung im Jahr 2004 das Ortszentrum von Maria Schmolln bereichert. 2005 hat das Klostergartenprojekt den Landespreis für Umwelt & Natur vom Land OÖ gewonnen – eine schöne Anerkennung für den Verein und seine Förderer nach den Jahren harter Arbeit.

Florale und kreative Vielfalt

Bei meinem Besuch im Sommer 2021 fühle ich mich sofort nach dem Betreten des Gartens in einer anderen Welt angekommen. Es summt und zirpt und die überbordernde Fülle an Blumen, Kräutern, Stauden und Bäumen ist eine Wohltat für Auge und Ohr. Gleichzeitig strahlt dieser Ort eine Ruhe und Beschaulichkeit aus, die sich unmittelbar positiv aufs Gemüt auswirken. Von der Grundidee ist der Klostergarten heute ein Kräutergarten, doch es gibt entlang des Hauptweges viele weitere Themenbereiche. Der Küchengarten zum Beispiel, der unverkennbar mit einem alten Tischherd wie aus Omas Küche geschmückt ist. Mit dem kleinen Unterschied, dass hier keine leckeren Krapfen, sondern alle Arten von Pflanzen hervorlugen. Der Rosengarten blüht und duftet herrlich und im Mediationsgarten lässt es sich gut verweilen. Auch hier weist eine kreative Dekoration auf den Themenbereich hin: Ein altes und mit unzähligen Pflanzen verwachsenes Holzbett steht mitten in einem Teppich aus wilden Erdbeeren. Es mag nicht unbedingt zum Schlafen einladen, aber alleine der Anblick lässt den Betrachter charmant die Hektik des Alltags vergessen. Im Schmuckgarten blüht es üppig, und bei meinem Besuch werden gerade Hortensien geschnitten, die als Blumenschmuck die nächsten Kirchenbesucher erfreuen. Ein eigener Minzegarten, Beerengarten und Giftpflanzenbereich ergänzen die grüne Vielfalt. Im bereits erwähnten Mariengarten finden die Besucher Heilpflanzen, die insbesondere für Frauen eingesetzt werden. Hier steht der Frauenmantel in Gemeinschaft mit Schwertlilie, Rose, Veilchen und Kamille. Das 70 Jahre alte Glashaus im vorderen Bereich des Gartens wird derzeit revitalisiert und soll zukünftig eine Floristin beherbergen. Darauf freuen sich die Damen vom Klostergartenverein bereits sehr, wie ich später im Gespräch erfahren werde. „Die Floristin trifft genau unseren Geschmack, sie hat einen natürlichen Stil und ihre Kreationen sind außergewöhnlich schön. Sie wird gut zum Klostergarten passen.“, sind sie überzeugt. Am Weg zum unteren Teil des Gartens summt es geschäftig ums Bienenhaus und hier befindet sich auch der Veranstaltungsbereich, der gerne für Hochzeiten und andere Feste genützt wird. Ein mächtiger Nussbaum, in dem sich eine Ramblerrose den Weg in die Krone gebahnt hat und den Baum mit unzähligen rosa Blüten verziert, spendet den Besuchern an heißen Sommertagen willkommenen Schatten.

Viele Pflanzenschätze und ein Geheimnis

Hier treffe ich auch Obfrau Monika Renner, die dem Verein seit 2018 vorsteht, und Schriftführerin Birgit Horlacher zum Gespräch. Bevor wir uns über den Garten unterhalten, zeigt Monika spontan auf eine Rose, deren Blüten gerade wunderschön von der Sonne beschienen werden. „Ist das nicht ein Traum? Und sie riecht so herrlich! Wer hier mit offenen Augen durchgeht, kann sich an so vielen Details erfreuen.“ Bereits am Weg zum Sitzplatz haben mich die beiden auf ein hübsches Farnpflänzchen aufmerksam gemacht, das in einer unscheinbaren Ecke des Weges wachsen darf. Die große Freude, die sie für den Garten empfinden, ist immer wieder deutlich spürbar. Sie ist ein Ausgleich für die vielen Arbeitsstunden, die sie und die Vereinsmitglieder investieren, um den Garten in seiner Vielfalt zu erhalten und zu pflegen. „Wir haben hier in etwa 250 verschiedene Pflanzenarten“, erzählen mir die beiden stolz. „In unserem Dschungel“, wie sie den Garten liebevoll nennen, „wachsen die wilde Karde, die gegen Borreliose helfen soll, Artemisia, der eine Wirkung bei Corona nachgesagt wird, und der Fingerhut, der für die Region hier so typisch ist. Im Kobernaußerwald gibt es auf den Kahlschlägen ganze Felder davon, das ist wunderschön!“, freuen sich die beiden Damen über „ihre“ Pflanzenschätze. Auch die Bäume im Klostergarten können sich sehen lassen. Neben einem Ginkgobaum gibt es zum Beispiel auch einen Tulpenbaum oder eine stattliche Birke. „Wir haben aber auch einen ‚verzauberten‘ Baum, das ist unser Birnbaum, der über und über mit Efeu verwachsen ist. Er ist schon um die 150 Jahre alt und steht unter Naturschutz. Eigentlich wächst er ja außerhalb der Grundgrenze, aber wer nimmt das schon so genau.“ „Und es gibt auch ein Geheimnis im Garten.“, erzählen mir die beiden mit einem Augenzwinkern. Ich erfahre, dass zu Zeiten der Franziskaner ein Tunnel angelegt wurde, dessen Eingang sich direkt im Garten befindet und der durch den nächsten Hügel bis zur Quelle am anderen Ende des Ortes führt. Seit 10 Jahren ist der Eingang als Vorsichtsmaßnahme verschlossen und mittlerweile auch unauffindbar zugewachsen. Manche Schmollner denken mit einer Portion Wehmut an die „gute alte Zeit“ zurück, als der Tunnel noch jedermann und -frau offenstand. „Das war nämlich ein willkommener Treffpunkt für das eine oder andere heimliche „Gspusi“, wie mir Monika und Birgit lachend erzählen. Ja, so war das, und wer weiß, vielleicht sind in dem heimlichen G‘wölb‘ auch manch erste zarte Bande für einen richtigen Eh’stand geknüpft worden und haben ebenfalls wesentlich zur Weiterentwicklung der Gemeinde Maria Schmolln beigetragen.

„In einem Garten ging das Paradies verloren, in einem Garten wird es wiedergefunden. “

(Blaise Pascal)

INFOBOX

Das Gartenportrait ist im Juli 2021 entstanden. Nur zwei Wochen später zerstörte ein schweres Unwetter den gesamten Garten. Wer den Verein ehrenamtlich oder finanziell unterstützen will, ist herzlich willkommen. Nähere Infos erhalten Sie hier.

  • Fotografiert in Maria Schmolln (Oberösterreich)
  • Adresse: Nr. 2, 5241 Maria Schmolln
  • Öffnungszeiten von 1. Mai bis 30. September:
    • Garten: täglich von 9 – 19 Uhr
    • Verkaufspavillon: Samstag 13 -16 Uhr, Sonn- und Feiertag 9 -16 Uhr
  • Der Eintritt ist für Selbstentdecker kostenlos.
  • Führungen von 8 bis 20 Personen können telefonisch unter +43/676/7720811 angefragt werden (Kostenbeitrag 2 € pro Pers.).

Aktuelle Informationen entnehmen Sie bitte der Homepage des Klostergartens.

error: Content is protected !!